Reisenotiz Nr. 10

Vor mir eine Betrachtung,
in der niemand auf mich wartet.
Auf der anderen Seite des Bildes,
wo Dinge Dinge sind und der Schlick
die Zwischenräume füllt, verweile ich.
Ich bleibe für das Bild unsichtbar.
Und dennoch kommen wir zueinander.

Reisenotiz Nr. 9

Die See lässt sich lesen.
Der Himmel bindet ein.
Ein blauer Umschlag verspricht Tiefe.
Ich bin ein Strich dazwischen, während ich
an dein Gesicht denke und merke, es gibt
keinen Unterschied, blickte ich nur
auf das Meer.

KUNSTMUSEUM BONN:

„DAS MAGAZIN ZUR
ADENAUERALLEE IST DA!

Vor einigen Wochen haben wir in Kooperation mit dem @flaneurmagazine  einen Workshop veranstaltet, für den Teilnehmer*innen aus ganz Deutschland angereist sind um die Bonner Adenauerallee unter die Lupe zu nehmen. Zwei Tage lang hat sich dafür unser Foyer in eine temporäre Redaktion verwandelt. Nun ist es endlich soweit: Das Magazin liegt kostenfrei zur Mitnahme in der Flaneur-Ausstellung.

Kommt schnell vorbei: Es gibt nur eine begrenzte Anzahl exklusiv für Besucher*innen der Ausstellung!

Druck und Fotos: takk design“.

Mit einem Beitrag von Marco Grosse, illustriert von Galya Popova.

Reisenotiz Nr. 8

                                                                                Ich fragte die Möwe. Sie lachte mich aus.

M.G.

Reisenotiz Nr. 7

Das Schiff liegt im Hafen. Im Finden das Vergessen das Finden. Auf dem Platz. Auf den Stühlen. Der Schatten ruht. Auf der Südwand steht Süden. Ansonsten im Raum: Die Fülle der Leere.

M.G.

Reisenotiz 5

Nicht immer ist das Ziel ein Ziel.
Nicht immer ist der Weg ein Weg.
Nicht immer ist der Stillstand ein Standpunkt.
Die Gleise verschwinden im Nebel.
Dahinter liegen weitere Gleise.


M.G.

Reisenotiz 6

Gestern in der Hafenstadt angekommen. Kuppeln, Türme und Dächer stechen in den Himmel. Die sanfte Sonne in Licht aufgelöst. Den Bahnhof schon längst vergessen. Die Krähne der Kais hieven Ware in die Stadt. Ich sitze weit oben in den Nestern der Steinbauten und warte nicht, zähle nicht, habe mich schon verwandelt, ein Telamon der keine Last trägt, getragen von den Schichten der Zeit. Reglos meine Erwartungen, als sei ich schon am Ziel. Die Möwen umkreisen mich und merken, dass ich lebe. 

M.G.

Reisenotiz 4

Langsam zieht die Landschaft vorbei, obwohl sie schnell vorbeizieht.
Vor dem Fenster verbinden sich Bilder und Augenblicke zu einem Streifen.
Ich komme zu mir, sinke ein in das ununterbrochene Fließen außerhalb des Zuges.
Die Zeit reißt sich los.

Reisenotiz 3

Der Bahnhof liegt im Dunst. Ich bin zerstreut durch die Hektik der Reise. Mit der Fahrt in Richtung Sonne werden sich auch meine Gedanken wieder klären. Ich warte auf die Abfahrt des Zuges. 

Reisenotiz 2

Der Tag hat begonnen. 

Um 5 Uhr morgens bin ich aufgestanden. Trotz der Schlaftablette bin ich unausgeruht. 

Das Gepäck ist im Gepäckwagen verstaut. Ich habe alles bei mir, was ich benötigen werde, für die Zeit meines Aufenthaltes. Eine unbestimmte Zeit, deren Länge von den Ergebnissen und der Finanzierung meiner Recherche abhängen wird. Über mir ziehen die Zugvögel in den Süden, begleiten mich, fliegen voraus. Sie nehmen mir die Furcht vor der Einsamkeit.

Reisenotiz 1

Morgen geht es los.
Die Reiseunterlagen sind alle eingetroffen.
Das Gepäck steht abholbereit.
Ich fahre in der Früh, werde den Seeweg nehmen, um genug Zeit zu haben, mich auf die Reise einzustimmen.
Ich werde von unterwegs aus die Beweggründe erklären, die mich zu dieser Fahrt ins Ungewisse veranlasst haben.
Nun ist es nach den langen Vorbereitungen wichtig zu ruhen.

M.G.

Expedition

Es steht fest: Die Reise ins Mokawange Delta wird stattfinden. 

• Klappentext»Gegenstrophe. Blätter zur Lyrik« erscheint jährlich im Frühjahr als Forum für Lyrik und Lyrikrezeption. Unter der Rubrik »Premiere« bietet es Raum für den Erstdruck von Gedichten, im »Porträt« stellt es Lyriker und Lyrikerinnen vor, die auf dem jährlich stattfindenden Lyrikfest des Literaturhaus Hannover gelesen haben und enthält in der Rubrik »Essay« Analysen und Interpretationen von Kritikern und Wissenschaftlern zu übergreifenden Themen. Die Rubrik »Recherche« dient der bibliographischen Erschließung aktuell erschienener Gedichtbände.

Mit Gedichten und Beiträgen von Michael Braun, Sandra Burkhardt, Nora Gomringer, Marco Grosse, Annette Hagemann, Samuel Hamen, Ulrich Koch, Klaus Merz, Ronya Othmann, Asmus Trautsch, Saskia Warzecha.

ISBN: 978-3-86525-647-8

96 Seiten

Broschur

Am 12.06.2018 erschienen

Deutsch

https://www.wehrhahn-verlag.de/public/index.php?ID_Section=3&ID_Product=1247

Between Tongues- A poetry roadbook

                      

Lesung Literaturhaus Bonn

VON HIER AUS

MONIKA LITTAU UND MARCO GROSSE

Lesung: 

Literaturhaus Bonn

Moderation: Sabine Schiffner

Mittwoch, 21. Februar, 19:30 Uhr

Bücher Bartz

Monika Littau und Marco Grosse leben in Bonn. Von hier aus beschreiben und bereisen sie die Welt; in unserer regionalen Lesereihe präsentieren sie ihr vielseitiges Werk.

Monika Littau, geb. 1955 in Dorsten, veröffentlicht Lyrik und

Prosa und engagiert sich auch als Literaturvermittlerin. Studienaufenthalte in Sri Lanka und Südafrika. Littau war Stipendiatin der Film- und Medienstiftung NRW sowie der Kunststiftung NRW. Zuletzt war sie Poetikdozentin an der Ocean University of China in Qingdao und wurde mit dem Preis für politische Lyrik (2. Platz) ausgezeichnet.

Marco Grosse, geb. 1974 in Buenos Aires, wuchs in einer deutsch-italienischen Familie auf und lebte aufgrund der diplomatischen Tätigkeit seines Vaters seit seiner Kindheit in verschiedenen Ländern. Er schreibt Lyrik und Prosa auf Deutsch und Italienisch. Nach Argentinien, Kanada und Italien verbrachte er sieben Jahre in Kairo, danach abwechselnd in Deutschland und Italien. Längere Aufenthalte in Rumänien. Er arbeitet auch als Literaturübersetzer und beteiligte sich2017 mit den namhaften Kolleg _innen Nora Gomringer, Klaus Merz, Annette Hagemann und Ulrich Koch an der Konstruktion des Kettengedichts »Flüsterndes Licht«. Im Dezember 2017 war er Writer in Residence im Literaturhaus Niederösterreich in Krems.

Bücher Bartz, Gottfried-Claren-Str. 3, Bonn-Beuel

Eintritt frei

In Kooperation mit